Nächstenliebe kennt kein Corona

Was ist denn los Katrin?
Was ist los? Ich bin fassungslos und traurig. 

Tag für Tag sehe und höre ich, wie in Familien und Freundschaften unglaubliche Diskussionen ausbrechen, Streit herrscht und sogar Familien auseinandergehen, weil der eine GEGEN, der andere FÜR eine Impfung ist, der eine die Lockdown-Maßnahmen gut und der andere schwachsinnig findet. Diskussionen, wer denn wem glaubt, wer die Wahrheit im Fernsehen erzählt, welche Zeitungsartikel glaubwürdig und wer die Menschen in die Irre führt. 

Ist es wirklich so wichtig „Recht“ zu behalten? Muss man sich denn auf eine Seite schlagen? 

Ich beobachte täglich den Lauf der Dinge, schau zu wie der Enkel der Oma von Weitem zuwinkt und ich sehe die traurigen Augen, weil die Umarmung nicht erlaubt ist. Täglich spüre ich auch wie die Psyche der Menschen mehr und mehr leidet, wünschte mir, ich wäre nicht so feinfühlig, so sozial, so mitfühlend - aber um ganz ehrlich zu sein: GENAU DAS mag ich an mir und ich möchte genauso sein und sein dürfen. Ich erlebe im Beruf, wie immer mehr Menschen auf der Suche nach einem Therapieplatz sind, wie Kinder zwischenmenschliche Probleme haben, mit ihren Geschwistern mit ihren Eltern und auch untereinander. Wen wählen Sie aus, wer darf sie besuchen und wer nicht, mit wem werden sie im Wechselunterricht zusammen sein und wen dürfen sie dann auch privat treffen. Die Überforderung kann in den Gesichtern abgelesen werden und auch die Traurigkeit darüber.

Ich war gestern auf der Beerdigung von Georg, meines Freundes in der gelben Jacke. https://kadisabgedrehtewelt.blogspot.com/2020/04/mein-freund-in-der-gelben-jacke.html
Ich war traurig als ich ankam. Die Taschentücher fest in der Hand, weinte ich bereits das erste Mal als ich sein Name an der Tür der kleinen Kapelle am Walfriedhof sah. Traurig, starrte ich die Buchstaben an, es gab kein Missverständnis, er ist wirklichnicht mehr auf Erden. Traurig, dass er es nicht mehr zum Grillen zu mir nach Hause geschafft hat und traurig das er „einfach so“ gegangen ist. Ich weine und lache weil ich diesen wunderbaren Mann kennenlernen dürfte, bin froh, dass er gläubig war und sein und mein Glauben damals zusammen brachte und ich fühle eine Ruhe und Liebe, denn ich weiß, dass er zu Hause, beim Vater. ist. Die Beerdigung brach mir jedoch aus einem anderen Grund das Herz: Alle Stühle waren 1,5 m voneinander entfernt -ALLE- sogar die der direkten Familie von Georg. Annelie, Georgs liebe Frau, saß ganz alleine mit einem Foto von Georg vor seinem Sarg. Beide ihre Kinder saßen jeweils 1,5 m entfernt - ebenfalls alleine. Dieses Bild, welches mir nicht verborgen blieb, da ich direkt dahinter saß, rammte sich wie ein Stachel in mein Herz. Gerne wäre ich aufgesprungen hätte alle Stühle verschoben hätte die Familien zusammengesetzt damit sie einander in den Armen liegen können. Stattdessen saß ich da und schluchzte vor mich hin. Was ist bloß los mit dieser Welt? Wie kann sowas sein? Die Menschen in dieser Kapelle umarmten einander nicht und Hände wurden nicht gehalten. Die eher hilflos gemeinten Faustgrüße und Ellenbogenchecks auf eine Beerdigung fühlten sich einfach unglaublich kalt und fehl am Platz an. Ist es nicht am Wichtigsten, dass die Familie in schwierigen Tagen EINS ist? Ist ist es nicht so, dass gerade dann der Arm oder die Hand die einem gereicht wird, genau das ist was der Seele Trost spendet?

UND nein, ich sitze weder mit Aluhut noch mit geheimem Telegramm-Kanal am Laptop, ich schaue mir auch keine YouTube-Verschwörungstheorie-Videos an. Ich laufe durchs Leben und sehe und höre mit einem offenen Herzen und ich hoffe auf Menschlichkeit und Zusammenhalt in schweren Zeiten, mit einem Mundschutz der andere schützt - aber nicht mich, mit einer Impfung die mich schützt - dafür aber nicht die anderen. 

Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause fiel ein alter Mann vom Fahrrad. In seiner Höhe befanden sich mehrere Fahrradfahrer und einige Fußgänger doch keiner hielt an und half dem Mann hoch. Um diesem Mann hoch zu helfen musste man nämlich die 1,5 m Regelung brechen, man musste ihn sogar anfassen und -jetzt müssen einige ganz stark sein- der Mann trug „nicht mal“ eine Maske. Ich lief natürlich hin, beugte mich zu ihm um ihm hoch zu helfen als er schon alleine auf die Füße fand, ich half ihm seine Lebensmittel einzusammeln die seiner Tasche gefallen waren. Ich sprach mit ihm, ich nahm mir die Zeit ihn zu fragen, ob es ihm gut ginge ob er Hilfe braucht, sein Fahrrad kaputt ist oder ob ich irgendwas für ihn tun kann. Er bedankte sich mehrfach, lächelnd mit zerrissener Hose. Weißt Du noch, was Jesus für die Schwachen und Kranken tat? Nächstenliebe kennt kein Corona.




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