Menschenfinden - Der Weg zum Papa
Entschuldigt bitte, das ich hier so wirres Zeug reden, von Väter suchen und finden und Staubsaugen, versprochen, ich fange gleich von vorne an, oder sagen wir mal - fast von vorne.
Damals, vor ca. 10 Jahren, bot ich meiner Nachbarin, Erica, die oben im Haus wohnte und kein englisch sprach, meine Hilfe an, ihren Papa zu finden. Sie hatte ihn nie kenngelernt und bei einem Sonntag zusammen im Garten, bekamen wir die Idee ihn -wie im Fernsehen- zu suchen.
Davon will ich heute nicht erzählen und auch nicht von der Suche und dem Finden des Vaters der Frau meines Cousins - sondern von der Suche des Papas einer früheren Schulfreundin, Stella.
Stella und ich waren damals in der Gesamtschule nicht mal Freundinnen, im Gegenteil, wir hassten uns und wir nutzen jede Gelegenheit uns gegenseitig zu hänseln. Heute würde man sicher von Mobbing sprechen. Sie war einfach cool, alle hatten Respekt vor ihr, sie hatte einen coolen amerikanischen Namen und immer viele Leute um sich rum - im Gegensatz zu mir, der Pipi Langstrumpf mit dem Esel, ohne Brüste und männliche Freunde.
Diese Stella, traf ich also viele Jahre später in meinem Heimatort zufällig beim Besuch eines Theaterstückes wieder, erkannte sie sofort - und musste sie einfach grüßen und ansprechen.
Irgendwie freute ich mich total, und wollte die alten Kamellen begraben. Insgeheim fand ich sie immer cool und jetzt wirkte sie auf mich fast verletzlich irgendwie. Das ist inzwischen ca. zwei Jahre her. Wir tauschten Facebook Namen aus und schrieben uns nicht wirklich. Sie wusste das ich einen US Papa gefunden hatte und sagte das sie ihren "Alten" niemals suchen wollen würde, ich sagte ihr, wenn sich das je ändern sollte, ich wäre sofort dabei.
Im Juni 2018 war es soweit, Stella kontaktiere mich per Facebook Massanger und fühlte etwas vor, wie das so wäre "wenn" ich ihn denn suchen würde. Ich erinnere mich noch genau, wie sie eigentlich wissen wollte wer er war, ob er noch lebte was genau passiert ist, und wie sie andererseits nicht mit der Ablehnung leben wolle -falls er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Das ich ihn evtl. nicht finden würde, mit dem Gedanken habe ich nie gespielt, ich hatte diese unerklärliche Zuversicht - die ich heute ganz einfach erklären kann! Stella und ich tauschten Nummern aus und sie gab mir alle Informationen die sie von Ihrem Papa hatte, den sie das letzte Mal gesehen hat, als sie 2 Jahre alt war.
Dann vergingen Monate in denen nichts passierte, ich schrieb viele viele Menschen an, ich rief in den USA alle Menschen aus online Telefonbüchern und meiner Google Recherche an, die den Nachnamen trugen und aktivierte Familie und Bekannte aus den USA mir zu helfen. Zu einer Telefonnummer kam ich immer wieder zurück - zu der Nummer des ersten Mannes den ich angerufen hatte, bei dem ich viele Nachrichten hinterlassen hatte, dieser Mann ging mir nicht aus dem Kopf. Insgeheim wusste ich das er Stellas Vater sein MUSS.
Ich rief ihn am Ende also nochmal an - und dieses Mal ging kein Anrufbeantworter dran sondern ein Fax. Es war der 20.12.2018 und nicht lange hin bis Weihnachten und ich wollte MEIN persönliches Weihnachtswunder für Stella. Wieso wart da jetzt ein Faxgerät an diese Nummer angeschlossen?
Was tat die Katrin? Sie lud sich eine Fax-App herunter, was denn sonst? Ich verfasste ein Fax mit meinen Informationen, schrieb genau auf wie er die Nummern mit Deutscher Vorwahl wählen musste um mich zu erreichen und schickte das Fax mit der neuen Fax-App ab - hoffte auf ein Wunder und ging ins Bett.
Am 21.12.2018, als ich an der Arbeit war, klingelte mein Handy und ich sah auf den ersten Blick das es eine Nummer aus den USA war. Ich weiß noch ganz genau, dass mein Gesicht rot anlief, meine Hand zitterte und meine Stimme belegt war, als ich antwortete. Ich wusste das ER es war, weil ich die Nummer erkannte die ich schon so oft angerufen hatte, die FAXNUMMER von gestern!
Er meldet sich ein wenig schüchtern, und doch neugierig und wollte gleich wissen wer ich denn überhaupt bin. "Du kennst mich nicht, ich suche dich nicht, aber es gibt jemand der dich sucht und das ist Stella." Ich sagte einfach nur das, nur diesen einen Satz, mit ihrem Namen und wartet auf seine Reaktion. Die kam nicht, es kam gar nichts mehr. Ich war mir nicht sicher ob er aufgelegt hatte oder umgefallen war und lauschte einfach der Stille bis ich ihn wieder atmen hörte. Er war sichtlich geschockt, gerührt was auch immer sprachlos, und ich fragte ihn ob wir am gleichen Abend nochmal telefonieren könnten, weil ich ja an der Arbeit war und ob ich ihn überhaupt wieder anrufen darf, da ich ja nicht wisse ob seine "neue" Familie über Stella Bescheid wisse. Er sagte, alles wissen über seine Tochter bescheid und er warte auf meinen Anruf!
Abends gegen 23 Uhr, saß ich aufgeregt wie verrückt auf meiner Couch, ging im Kopf immer wieder die Fragen durch die ich ihn fragen wollte und starb fast vor Aufregung, obwohl es nicht mein Vater ist den ich gefunden hatte, vergoß ich einige Tränen. Am meisten hatte ich Angst davor, dass er nichts mit Stella zu tun haben wollte, er mich und sie wegschicken und eine große Loch in ihr Herz reißen könnte. Beim Gedanken an den Gedanken treibt es mir sofort wieder die Tränen in die Augen, es war ein so emotionaler Moment für mich damals. Ich rief ihn an und er ging sofort dran, und laßt es mich euch gleich sagen - er wollte Stella nicht wegschicken, er wollte sie nicht ablehnen sondern er war UNGLAUBLICH dankbar das ich ihn gefunden und angerufen hatte! Er wollte sie kennenlernen, sprechen, am liebsten sofort sehen.
Es folgten viele viele Gespräche die ich anfangs für Stella übernahm, bis das erste Gespräch mit uns dreien stattfand. Was soll ich sagen, viele Tränen und viele viele Textnachrichten und Telefonate später, sind Stella und ich enge Freundinnen geworden.
Im folgenden Sommer besuchte sie ihn, verbrachte Wochen in den USA und fand ihren Seelenfrieden mit diesem "unausgesprochenen Loch" in ihrem Leben.
Wißt ihr, ich dachte ICH habe das für sie möglich gemacht, ich all die tollen Ideen und den Mut gehabt- heute weiß ich, dass war nicht ich - das warst Du mein lieber Vater!
Ich möchte Dir danken, dass Du mich gebraucht hast, diesem Kind den Weg zu seinem Vater zu ebnen, es zu begleiten und Mut zuzusprechen. Du hast mich langatmig gemacht, mir Geduld geschenkt die ich eigentlich nie habe. Ich durfte übersetzen, in Momenten in denen nicht die gleiche Sprache gesprochen wurde, zur Seite stehen in Freude und Leid. Vor allem aber durfte ich gemeinsam mit meiner neuen Freundin Freudentränen weinen als zusammen kam was schon immer zusammen gehört. Freudentränen die auch Du täglich weinst, wenn Dich Deine Kinder suchen und finden und fortan ein Leben gemeinsam mit Dir leben.
❤️
AntwortenLöschen