Das Pflaster

Wegfahren und das Handy zu Hause lassen? Das kann ich nicht? Ich kann!
 
Ich muss gestehen, es fühlte sich am Anfang wirklich komisch an und ständig wollte ich zum Handy greifen. "Mama, machst Du mir ein Testtermin aus?" "Wieviel km sind es von hier bis zum Campingplatz?" "Soll es heute noch regnen?" Dinge die ich jetzt nicht mal eben erledigen kann, Fragen die ich nicht beantworten kann. Ein komisches Gefühl, wo ich doch sonst so gerne helfe, da bin für alle Belange der anderen. Vielleicht ist es genau das? Vielleicht bin ich jetzt mal dran? Ganz alleine?

Ich habe etwas gesucht, ein Zeichen vielleicht. Oder Luft zum Atmen. Hilfe in einer schweren Zeit. Dinge die mir schwer auf dem Herzen liegen, die ich aber mit niemandem richtig teilen kann, da niemand da ist. Ganz da, ganz nah. Zeit für mich. Zeit für mich um mit Gott in Verbindung zu treten, Zeit ohne Ablenkung. Vielleicht wollte ich auch, dass sich mal jemand sich um mich kümmert - nur um mich. Zwischen den Zeilen liest, wie es mir geht, so wie ich es immer tu, bin ich doch immer für alle da, ja sogar SEHR gerne für andere da. Immer versuche ich Ratschläge zu geben, Ehen zu retten und Tränen zu trocknen. Erreichbar. Jederzeit. 

In den letzten Tagen machten sich negative Gedanken wie ein Schleier in meinem Kopf und auch in meinem Herzen breit: Wann ist jemand für mich erreichbar? Für mich da? Selbstlos? Und mal ganz ehrlich Leute, mit erreichbar, meine ich nicht, einen traurigen Smily zu schicken, wenn es mir nicht gut geht - oder von eigenen Problemen zu erzählen und mich nicht mal zu fragen wie es mir geht. Wie gehts dir? Wie gehts dir WIRKLICH? Da sein, mit allen Sinnen und mit einem gütigen Herz. Ich weiß -klingt nach Frust- und ganz im Ernst: Es war auch Frust, bzw. Enttäuschung die da mit im Auto saß, auf dem Weg zum Campingplatz, Raum einnahm.

Als ich auf dem Campingplatz, im Schatten unter einem Baum meine Bibel aufschlug, lag darin ganz vorne, ein Heftpflaster. Was für ein Zeichen! 
“Zeit zu heilen mein Kind.” Jesus erinnerte mich, mal wieder - ich bin da! Ich höre dir zu! Ich verstehe dich! Ich kümmere mich um dich! 

Und jetzt, wieder zu Hause, jetzt kann ich mich auch wieder um andere kümmern, aber dieses mal verliere ich mich selbst und die Stille Zeit mit unserem Vater nicht mehr so schnell aus den Augen. 




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